Mozart-Pägagogik
oder „Wie fördere ich die Leistungsbereitschaft und Kreativität meines Kindes?“
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1. Vergiss nie, dass du für dein Kind, vor allem wenn es noch klein ist, eine gottähnliche Autorität bist und hast. Von deinem Kind aus gesehen bist du im Besitz der uneingeschränkten Macht und Verfügungsgewalt, missbrauche diese nicht und sei dir immer der großen Verantwortung bewusst, die du deinem Kind gegenüber hast.
2. Dein Kind ist zwar dein Kind, es ist aber nicht dein Besitz. Es gehört sich selbst und ist dir geschenkt und anvertraut worden. Es verdankt dir zwar sein Leben, ist aber deswegen nicht verpflichtet, alle deine Erwartungen zu erfüllen. Das Potenzial und der Lebensplan deines Kindes werden sich optimal entfalten und entwickeln, wenn du versuchst, seine Eigenart zu respektieren und es in einem ausgewogenen Verhältnis zu fordern und zu fördern.
3. Betrachte dich selbst immer wieder durch die Augen deines Kindes und begib dich auf seine Ebene des Wahrnehmens und des Erlebens, sei so authentisch, einfach, durchschaubar und berechenbar wie möglich, dann wird dein Kind dein wahres Wesen fühlen. Es dir vertrauen und du wirst ihm Halt und Führung geben können.
4. Bleibe dir stets gegenwärtig, dass du mit deinem Kind zwar in der Liebe verbunden und auch eins bist, dass aber doch jeder von euch beiden eine eigenständige, selbstbestimmte und -bestimmende Person ist. Spiegle deinem Kind, - ohne es abzuwerten – wie du es wahrnimmst und sprich über deine Gefühle und Erwartungen. Sei sehr offen dafür und interessiert daran, wie dein Kind dich spiegelt. Du kannst daran wachsen, wenn du dich darum bemühst, für dein Kind so ein Erwachsener zu sein, wie du ihn früher in deiner eigenen Kindheit gerne um dich gehabt hättest. Vertraue der Kraft und Magie eurer Liebesbeziehung und lasse dich nicht hinreißen, im Namen von xyz deinem Kind etwas anzutun oder von ihm etwas zu fordern, was du ohne diesen Einfluss von außen nicht tun würdest.
5. Versuche, dir selbst gegenüber ehrlich und so transparent wie möglich für dein Kind zu sein. Je besser es dich versteht, desto mehr kann es dir vertrauen und sich sicher fühlen. Du musst nicht immer „gut“ und/oder „richtig“ sein, du darfst und sollst so sein, wie du bist. Stehe zu dir und versuche nicht, besser zu erscheinen als du bist. Dein Kind liebt und achtet dich umso mehr, wenn du deine Menschlichkeit selbst annimmst, lebst und liebst. Perfektionismus wirkt auf ein Kind hemmend und destruktiv und Heuchelei verunsichert es zutiefst. Vergiss aber nie, dass dein Kind am allermeisten durch dein Vorbild beeinflusst wird.
6. Sei immer offen für Überraschungen und Wunder im Umgang mit deinem Kind. Begrenze es nicht durch deine Vorstellungen und Urteile, sei bereit, von und mit deinem Kind zu lernen und sei dir bewusst, dass auch du ständig über dich hinauswachsen kannst und wirst, wenn du dich nicht durch deine Vorstellungen definierst und begrenzt.
7. Gib deinem Kind so viel Raum wie möglich für seine eigenen Untersuchungen, Ideen und Ziele. Sei immer bereit, alles dafür zu tun, dass dein Kind das, was es sich vorgenommen hat, verwirklichen kann und wird. Gib keine Lösungen und Anweisungen, sondern nur so viel Hilfestellung, dass dein Kind Raum zum Ausprobieren und Handeln hat und am Ende das Gefühl, alles selbst geschafft zu haben.
8. Entmutige dein Kind nie und erwarte alles und nichts. Wenn du Angst hast, dann behalte sie für dich, aber mache dein Kind darauf aufmerksam, achtsam und umsichtig zu sein, und dann gib ihm das Gefühl, dass du ihm vertraust und dass es das schaffen wird und kann, was es vorhat. Auch das Scheitern gehört zum Lernen, und es ist wichtig, den Weg zum Ziel zu genießen, anstatt nur auf das Ergebnis zu schielen. Vergiss dich selbst nicht und verliere nie deine Zentrierung im Umgang mit deinem Kind.
9. Achte darauf, dass dein Kind nicht von deinem Lob und/oder Tadel abhängig wird, denn dann verbaust du die Beziehung, die es selbst zur Quelle seiner eigenen Kreativität hat. Hüte dich davor, dein Kind zu bestechen oder es zu manipulieren. Vergleiche dein Kind nicht mit anderen und schaue nicht auf das Ergebnis, sondern konzentriere dich auf die jeweilige Motivation und die Möglichkeiten der Verwirklichung von der Absicht zum Ziel. Schmücke dich nicht mit deinem Kind, wenn es besser ist als andere und schäme dich nicht, wenn es versagt, erkenne deine Eitelkeit und Gefallssucht und lasse sie bei dir.
10. Zeige deinem Kind, dass du stolz und glücklich bist, wenn es dir nacheifert, aber akzeptiere es auch, wenn dein Kind andere Interessen, Fähigkeiten und Begabungen hat als du. Organisiere Gelegenheiten und Beziehungen, in denen dein Kind das lernen und üben kann, was ihm wichtig und erstrebens WERT ist. Nimm dich auch manchmal bewusst zurück und gib Raum für andere Menschen, mit denen dein Kind eine enge Beziehung haben will, aber sei immer da als Auffangnetz bei allen Nöten und Schwierigkeiten. Dulde nicht, dass dein Kind von anderen Menschen manipuliert und/oder emotional missbraucht wird.
11. Wenn du deinem Kind etwas beibringen willst, dann beachte den Unterschied zwischen Dressur und Selbstermächtigung. Bei der Dressur bist du auf die Leistung, das Ergebnis fokussiert und es interessiert dich nur, ob und wie schnell dein Kind das lernt und kann, was du von ihm erwartest. Bei der Selbstermächtigung bleibt dein Kind als Erbringer der Leistung im Mittelpunkt deiner Aufmerksamkeit, du unterstützt dein Kind dabei, seine eigene Macht zu vergrößern, indem es sein Können und seine Fähigkeiten erweitert, die Leistung ist und bleibt seine.
12. Sei dir immer bewusst, dass alle strombetriebenen Geräte Lebensenergie fressen und die Kinder sehr einseitig stimulieren, während die Natur in jeder Form sie mit Lebensenergie nährt, deswegen: Verbringe so viel Zeit wie möglich draußen und ermögliche dir und deinem Kind viel Raum und Bewegung in frischer Luft, und ermögliche ihm den nahen und direkten Umgang mit Tieren und Pflanzen, denn dabei werden vor allem die Aspekte des Seins stimuliert, die in der Schule und bei der Beschäftigung mit technischen Geräten eher weniger gefördert werden: der körperliche, der gefühlsmäßige und der spirituelle.
13. Wenn dein Kind ein Problem, einen Schmerz oder Wut hat, dann gibt ihm erst einmal Raum und Zeit, das zu fühlen. Höre ihm zu, ohne zu bewerten und sei einfach bei und mit ihm. Versuche dann, wenn das Schlimmste vorbei ist, deinem Kind zu helfen, das ganze zu verstehen, ohne ihm seine unangenehme Erfahrung ausreden oder herunterspielen zu wollen. Konflikte, Schmerzen, Ärger und Probleme gehören zum Leben und Konfliktfähigkeit und Frustrationstoleranz sind sehr wichtige Eigenschaften, die man im Lauf der Kindheit erwerben kann, wenn die Eltern sensibel dafür sind und sich Zeit und Raum für die Sorgen und Nöte ihres Kindes nehmen.
14. Kommuniziere klar und eindeutig. Wenn du etwas Bestimmtes von deinem Kind erwartest, dann teile ihm dies unumwunden mit und zeige deutlich deine Freude und Befriedigung, wenn dein Kind deine Erwartung erfüllt hat. Ist das nicht der Fall, sprich mit deinem Kind darüber und versuche die Situation so enden zu lassen, dass es sowohl dir als auch deinem Kind gut geht. Nimm in einem Konflikt nie gedanklich die Lösung vorweg, sondern sei offen für etwas ganz Neues, wovon jeder überrascht ist. Höre deinem Kind immer aufmerksam zu und bestehe darauf, dass es auch dir aufmerksam zuhört. Bestrafe dein Kind nie mit Liebesentzug, aber erlaube dir, dich zurückzuziehen, wenn du nicht mehr kannst. Dein Kind muss auch lernen, dass deine Kraft und Geduld Grenzen hat und dass du manchmal deinen eigenen Raum und deine Ruhe brauchst. Umgekehrt solltest du es auch immer respektieren, wenn dein Kind sich deinem Zugriff entziehen will.
15. Diene deinem Kind, wo es deine Unterstützung braucht, aber gib auch deinem Kind Gelegenheit, dir zu dienen, damit es Geben und Nehmen lernen und gleichermaßen genießen kann, denn dies sind die zwei Pole der menschlichen Aktivität: Das Weibliche, Passive, Empfangende, Aufnehmende auf der einen Seite und das Männliche, Aktive, Sendende, Erschaffende, Gebende auf der anderen Seite. Beides gehört zum Leben wie Einatmen und Ausatmen und sollte gleichermaßen entwickelt und praktiziert werden. Samiri Uta Reichenberger an Ostern 2014
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Lernen durch Beziehung und Lehren in Beziehungen
Für mich ist es klar und selbstverständlich, dass Beziehungen zum Lernen da sind, und es ist für mich sehr wichtig, das Kind in mir nicht zu vergessen und zu übergehen.
Es stößt mir schnell auf, wenn meine Gesprächspartner aus ihren verkrusteten und verhärteten Haltungen und Einstellungen heraus Belehrungen aussprechen, die nur Wiederholungen sind von bereits x-mal gedachten und ausgesprochenen Überzeugungen.
Für mich ist es notwendig, immer aus einer Quelle von Erkenntnis zu schöpfen, die gespeist wird sowohl von dem, was jemand an Erfahrungsschatz und Weisheit mitbringt, als auch von dem, was jetzt gerade in diesem Moment an Einflüssen und Inspiration vorhanden ist, da bin ich frustriert, wenn es mir in Gesprächen nicht gelingt, meine Energie in einer Weise einzubringen, dass der andere in Resonanz geht, dass er sich für mich, meine Energie und meine Worte öffnet.
Solange nur fertiges Wissen und feste Standpunkte ausgetauscht werden, fehlt der kreative Aspekt, der den Dialog auszeichnet, wo jeder vom und durch den anderen inspiriert und angestoßen wird, tiefer zu gehen in seinen Fragen und Beantwortungsversuchen. Wenn dieser dialogische Prozess bezogen auf ein bestimmtes Anliegen oder Thema hin geführt wird und wenn jeder den Wunsch hat, mit Hilfe des anderen eine neue Wahrheitsebene zu erklimmen, die ihm
alleine nicht zugänglich gewesen wäre, dann kann jeder Beteiligte viel lernen und gewinnen. Gewinnen wird er oder sie eine neue Möglichkeit, Fragen und Themen, mit denen er sich beschäftigt, durch eine neue Brille oder durch ein anderes Kaleidoskop zu betrachten und dies bedeutet eine Erweiterung des Bewusstseins.
Allerdings muss zunächst auf die „elastische Art“ auf den anderen und seine Frage oder seinen Einwand eingegangen werden und wenn das nicht der Fall ist, kann auch kein dialogischer Austausch gelingen. Wenn keine oder zu wenig Öffnung vorhanden ist für den und das andere, während man im Senden ist, dann kann keine gegenseitige Befruchtung stattfinden.
Für mich ist es unbefriedigend, wenn nur der mentale Kontakt gesucht wird und wenn Senden und Empfangen sich nicht miteinander vermischen in den einzelnen Personen und auch in der Gruppe. Man kann sich aber nur mit anderen vermischen, wenn man weich und fließend ist, alle müssen ihre Festigkeit (Rechthaberei) aufgeben, sonst ist es nur, wie wenn ein Stein ins Wasser plumpst und da liegen bleibt.
Die meisten Menschen sehnen sich nach tiefem und befriedigendem Austausch mit anderen, aber sie sehen oft nicht, dass ihre eigene Festigkeit und ihr Beharren und Festhalten an bestimmten mentalen Konzepten und Inhalten genau dies verhindert.
Der Verstand kann nur linear und sequentiell Informationen aufnehmen, verarbeiten und bei der Integration geht er anders vor als das Herz. Er wird nämlich die Informationen einsortieren und ablegen, dort, wo ähnliche oder gleiche Inhalte bereits gespeichert sind, und jeder von uns hat so eine Registratur in seinem Kopf, in der das Gelernte abgelegt und gespeichert ist. Diese Wissensinhalte sind jedoch operational nicht so verfügbar wie die Erfahrungen und Erkenntnisse, die wir aus emotionalem Lernen gezogen haben, und aus diesem Grund ist es wichtig, das Fühlen und die Hingabe an den und das andere immer mit einzubeziehen in jeden Austausch, von dem wir etwas lernen wollen.
Deswegen ist es so wichtig, sich auf der emotionalen Ebene aufeinander „einzutunen“, denn nur das Herz kann multisensorische Reize aufnehmen, verarbeiten und integrieren.
„Mut zur Wahrheit“ ist eine meiner Lieblingsparolen, weil ich erkannt habe, dass Kommunikation für alle Beteiligten nur dann interessant und lehrreich und fruchtbar ist, wenn jeder so viel wie möglich einbringt an Selbstoffenbarung im Senden und an Bereitschaft, den anderen zu verstehen, indem man ihn in seiner Ganzheit begrüßt und annimmt, ohne ihn, und das was er sagen möchte, zu beurteilen oder einzusortieren ins eigene Bewusstseinsregister.
Das Bewusstsein ist und braucht Raum und definiert Räume gleichzeitig. Wenn wir identifiziert sind mit bestimmten Bildern und Vorstellungen von uns selbst, wie und was wir sind und wie und was wir nicht sind, wenn unsere Wertesysteme in uns wirken, ohne dass wir das wollt oder wissen, dann ist es schwierig für uns, mit anderen in einen Austausch zu treten, der uns hilft, über uns hinaus und tiefer in uns hinein zu wachsen, denn wir werden abwehren, was der in uns installierte Filter nicht passieren lässt. Je mehr Überzeugungen in uns wirken, die sagen, „so bin ich nicht“ oder „so ist es nicht“, desto schwieriger wird es für uns sein, einen dialogischen Austausch geschehen zu lassen, der uns eine echte Öffnung und Erweiterung unseres Bewusstseins bringt. Umgekehrt werden Gespräche umso interessanter,
bereichernder und befruchtender, je freier und leerer unser Geist und unser Wesen ist und je offener unser Herz.
Wenn wir mit einem offenen Herzen und mit einem kritischen Verstand in eine Beziehung gehen, dann können wir beim Zuhören unseren inneren Raum so weit aufmachen, dass er leer ist für die Informationen, die der Sender dort hineinschicken will und der kritische Verstand kann dann, nachdem man wirklich versucht hat, zu verstehen und zu fühlen, wie der andere tickt und was er mir sagen will, seine Fragen stellen, die zum Ausdruck bringen, wie man auf
das in Resonanz geht, was vom Gegenüber gekommen ist.
Und dann sollte der vorherige Sender auf Empfang schalten und seinen inneren Raum ganz aufmachen, so dass er leer ist und mich und meine Präsenz und Fragen aufnehmen kann. Daraus kann sich dann eine echte Vermischung ergeben, ein Dialog, in dem jeder in gleicher Weise ausdrückt (als Sender), was in ihm ist und aufnimmt (als Empfänger), was vom anderen kommt.
So sollten auch die Erwachsenen mit Kindern umgehen, dann würden die Kinder einen klaren Spiegel bekommen für das, was sie sind, und es wäre ihnen möglich, aus ihrer eigenen Zentrierung heraus ihre Nachforschungen das Leben betreffend zu betreiben. Stattdessen werden die Kinder gebremst und gelenkt, getadelt und gelobt und dadurch verlieren sie ihr eigenes Wahrnehmungszentrum und passen sich immer mehr an das an, was ihnen von außen
her als stimmig „verkauft“ wird, und sie müssen es kaufen, denn sie brauchen das Gefühl, richtig und integriert zu sein.
Der Erziehungsbegriff sollte neu definiert werden: Die Menschen, die Kinder beim Aufwachsen begleiten, solltennicht die Kinder sondern sich selbst zu erziehen versuchen. Sie sollten nämlich in jedem Augenblick auf den Spiegel achten, der sie für ihr Kind sind. Sie sollten sich nicht anmaßen, die Kinder formen und lenken zu dürfen, sondern diegrundsätzliche Verschiedenheit jedes einzelnen Menschen, egal ob klein oder groß, als Basis für die Beziehung annehmen und deswegen dem Kind ein maximales Maß an Freiheit und Selbstausdruck zugestehen. Sie sollten ihre eigenen Gedanken und Gefühle als solche kennzeichnen und im Dialog dem Kind helfen, seine Gedanken und Gefühle zum Ausdruck zu bringen, ohne sie zu bewerten.
Nur dann, wenn das Kind nicht abgelehnt, ausgelacht oder beschämt wird, kann es die Anteile von sich selbst, die später als „Schatten“ im Unterbewusstsein ihr Dasein fristen werden, fühlen, annehmen und kommunizieren. Und das Kind wird nur durch diese repressionsfreie Art der Kommunikation seine Ganzheit behalten und bewahren und lernen, mit sich und seiner Energie auf eine konstruktive Art umzugehen und natürlich braucht es dafür auch das Vorbild von Erwachsenen, die ihre unliebsamen Triebe und Verhaltensweisen nicht verdrängen, verleugnen und verstecken.
Dann lernt das Kind nämlich, dass jeder Mensch tolle und weniger tolle Seiten hat, und dass das Tier in sich genauso viel oder noch mehr Liebe braucht wie der Saubermann.
Aber welcher Erwachsene will auf die Bewunderung und Überlegenheit verzichten die er glaubt, von seinem Kind zu bekommen, weil er groß und überlegen ist und wenn er sich als perfekt hinstellt?
Wenn er so tut, als müsste nur das Kind lernen und erzogen werden!
Uta Samiri Reichenberger mit Pan am 25.August 2011