Pan über Kinder und den Menschen zwischen Körper- und individualisiertem Seelen-ICH
Für dich ist das Leben ein Kontinuum, etwas, das sich ständig fortsetzt und äußerlich gesehen wiederholt. Jeden Morgen wachst du auf, stehst auf, trinkst deinen Kaffee, machst dich fertig, um zu den Tieren hinauszugehen, um ihnen – wie jeden Morgen – Heu und Wasser zu geben. Wie jeden Morgen muss der Stall ausgemistet und müssen die Haufen draußen auf der Weide eingesammelt werden, es ist ein sich dauernd wiederholender Kreis von Futter aufnehmen, verdauen, ausscheiden, sauber machen …
Bei den Tieren so wie auch bei euch Menschen dreht sich – äußerlich gesehen - alles um das Aufnehmen und Abgeben, Essen oder Fressen und Ausscheiden. Die Lebensmittel müssen besorgt, aufbewahrt und zubereitet werden, nach dem Essen seid ihr mit Ab- und Aufräumen, Putzen und Spülen beschäftigt. Auch euer Körper will gereinigt und gepflegt sein, eure Kleidung, euer Wohnraum, immer wieder das gleiche: Verschmutzung und Sauberkeit, Unordnung und Ordnung wechseln einander ab und du stehst im Mittelpunkt dieses ständigen Hin und Her und schaffst es mehr oder weniger erfolgreich, dich und dein Lebensumfeld zu managen im Rhythmus zwischen dem Entstehen und Befriedigen deiner Bedürfnisse.
Wir haben hier über dein körperlich-konkretes Umfeld gesprochen, es ging um deinen Körper, der tägliche Nahrungszufuhr braucht, um seine Funktionen aufrecht erhalten zu können. Hier vollzieht sich der Rhythmus der Polarität zwischen dem Aufnehmen und Abgeben von Nahrung und dem Verschmutzen und Reinigen von Lebensräumen.
Dein Körper ist entstanden aus dem Zusammenwirken zweier gegengeschlechtlicher Menschen, deiner beiden Eltern, und er konnte wachsen und schließlich geboren werden, nachdem er neun Monate lang im Bauch deiner Mutter heranwachsen und sich ausbilden konnte. Schöpfung geschieht durch Empfängnis, dies ist ein zutiefst weiblicher und hingebungsvoller Akt. Im Inneren des mütterlichen Körpers geschieht dann die Vereinigung von Ei- und Samenzelle, das Einnisten des Embryos in der Gebärmutter und das Heranwachsen des kleinen Menschen, der dann schließlich – wenn der Körper ausgereift ist – das Licht der Welt erblickt.
Das Wachstum konnte und kann nur geschehen, wenn es einen ständigen Energieaustausch gibt zwischen außen und innen: Nahrung aufnehmen und dabei wachsen. Körperlich ist das Wachstum abgeschlossen, wenn ihr „erwachsen“ seid und die meisten Eltern versuchen, ihre Kinder so gut wie möglich auf dieses Erwachsenenleben vorzubereiten, so als wenn die Kindheit nur eine Vorbereitung oder Vorstufe für das „normale“ oder „richtige“ Leben eines Erwachsenen wäre.
Tatsächlich seid ihr aber eurer spirituellen Natur und Identität noch sehr viel näher, solange ihr ein Kind seid, denn ihr lebt noch von innen nach außen und seid weder berechnend noch besorgt, ihr fühlt euch gut aufgehoben und habt das Gefühl, einfach SEIN zu dürfen, zumindest dann, wenn eure Eltern einfach da sind und euch SEIN lassen, und wenn ihr Teil einer Gemeinschaft – eurer Familie - seid.
Wenn allerdings ein Elternteil sein eigenes und persönliches SEIN nicht fühlt und lebt, dann werdet ihr sehr schnell zur Projektionsfläche und zum Gefäß für die unbewussten, nicht gefühlten und gelebten Energien des Erwachsenen. Es ist einfach so viel leichter, oder die Versuchung ist sehr groß, Emotionen nach außen zu projizieren und sie dann in einem anderen Wesen ausgelebt zu sehen, als sich selbst damit zu identifizieren und auseinanderzusetzen und die Frustration auszuhalten, wenn es mit der Befriedigung nicht klappt.
Ein Kind, „das es einmal besser haben soll, als ich“, trägt verdrängten Ehrgeiz,
ein Kind, dessen Schulleistungen mit größter Sorge beobachtet werden, trägt nicht gefühlte Versagensängste.
Ein aggressives Kind trägt die verleugnete und verdrängte Wut eines Erwachsenen,
ein unordentliches Kind trägt den nicht gefühlten Trotz,
ein Kind, das dauernd bespaßt und umschmeichelt wird, trägt nicht gefühlte Besitzansprüche und Verlustängste,
ein Kind, das ununterbrochen mit Spielzeug überfrachtet wird, trägt nicht gefühlten Mangel,
ein Kind, das nicht in Ruhe gelassen wird, trägt nicht gefühlte Einsamkeit,
ein Kind, das ununterbrochen belehrt wird, trägt nicht gefühlte Besserwisserei und Rechthaberei,
ein Kind, das über die Maßen herausgeputzt wird, trägt nicht gefühlte Eitelkeit und
ein Kind, das ununterbrochen bewundert und bestätigt wird, trägt den nicht bewussten Narzissmus seiner Bezugsperson,
ein Kind, das zum Helden aufgebaut wird, trägt nicht gefühlte Frustration,
ein Kind, das mit Suchtproblemen zu tun hat, leidet unter dem nicht realisierten individualisierten Seelen-ICH einer wichtigen Bezugsperson …..
die Liste könnte noch unendlich erweitert werden.
Kinder können sich nicht wehren gegen energetische Übergriffe und Überfrachtungen. Sie halten emotionalen Missbrauch für Liebe und Zuwendung, und sie fühlen es nicht, wenn ihr eigener innerer Raum herhalten muss für die Emotionen, Erwartungen und Bedürfnisse, die auf die Kinder projiziert und in der Beziehung mit ihnen ausgelebt werden.
Nur wenn die Eltern ihr eigenes Inneres Kind und dessen Bedürfnisse und Emotionen fühlen, wenn sie auch dazu stehen und ihnen Ausdruck verleihen, dann haben die Kinder eine Chance, ihr eigenes Persönlichkeitsprofil zu entwickeln und zur Entfaltung zu bringen in Abstimmung mit ihrer seelisch-spirituellen Identität und mit ihrem ureigenen Potential.
Solange die Kinder als Projektionsfläche für die verdrängten und verleugneten Emotionen und Bedürfnisse der Erwachsenen missbraucht werden dürfen, solange ist es extrem schwierig für sie, den bewussten Kontakt mit ihrer Seele im Verlauf des Heranwachsens nicht zu verlieren.
Ein Erwachsener, der den bewussten Kontakt mit seiner Seele (wieder)gefunden hat, der sein individualisiertes Seelen-Ich fühlt, lebt und kennt, sieht auch das individualisierte Seelen-Ich in jedem anderen Menschen, egal ob jung oder alt, und es wird ihm ein Bedürfnis sein, mitzuhelfen, dass das individualisierte Seelen-Ich mit dem sozialen und Körper-Ich verschmelzen kann und wird.
Die Polarität will gemeistert und nicht abgeschafft sein, denn wir können sie nicht abschaffen. Sie ist eine Gesetzmäßigkeit, der wir alle unterworfen sind, und nur, wenn wir uns diesem Rhythmus von JA und NEIN, REIN und RAUS, und SEELE und KÖRPER auf eine Weise hingeben können, dass wir sie bis zum Extrem erleben und erfahren, auf diese Weise ausloten und überwinden können, dann öffnet sich das DRITTE, dann geschieht der Durchbruch auf eine neue Ebene, auf der ich fühle und erfahre: „Ich bin weder das JA noch das NEIN“. „Mich befriedigt letztlich weder das REIN noch das RAUS“, und „Erlösung finde ich weder allein in der Hinwendung zum Spirituellen noch im Körperlich-Lustorientierten“.
Der Schlüssel liegt in der Integration, Verbindung und Verbundenheit, die ich nicht tun sondern nur erlauben, bzw. der ich mich hingeben muss, so wie der Surfer die perfekte Welle nur reiten kann, wenn er sich ihr und dem Fluss der Bewegung perfekt anpasst und doch stehen bleibt, so können wir unser Leben zwischen Hingabe und Selbstbestimmung auf eine dynamische Weise gestalten, dass wir das Wachstum an Weisheit und Erkenntnis durch selbst gemachte Erfahrungen fühlen und wahrnehmen können.
Der Zuwachs an Weisheit und Erkenntnis erfordert neue Erprobungen und Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, um weiter wachsen zu können und sehr oft geht der Weg nach innen, wo man die Möblierung seines Bewusstseins überprüfen und neu ordnen und im Handeln anwenden muss, wenn man sich weiter entwickeln will.
Und solange wir uns bewusst entwickeln, fühlen wir uns in Kontakt mit dem Sinn, der hinter allem Sein und Werden und Vergehen liegt.
Samiri mit Pan am 7.1.2014